Angepriesen als „ultimatives Zauberbuch“ ist dieser Claim im Hinblick auf Verarbeitung und Materialeinsatz bei den limitierten Liber Cantiones aus dem Hause Crafted Collectibles kaum untertrieben. Mit handvernähten Seiten, einem Vorsatzpapier aus Elefantenhaut (es ist der Markenname eines speziellen Papiers und mitnichten Tierhaut) und einem Umschlag aus hochwertigem Rindsleder setzen diese Liber Cantiones wirklich Maßstäbe – insbesondere in der ansonsten recht bodenständigen Das Schwarze Auge-Produktwelt.
Bei dieser Liber Cantiones Variante handelt es sich um „Die Deluxe“ (Eigenbeschreibung des Herstellers), eine von insgesamt drei Varianten des Lizenznehmers Crafted Collectibles. „Nicht kleckern, klotzen“ galt konsequenterweise leider auch bei der Anschaffung dieser Bücher. So schlug „Die Deluxe“ mit einem ambitionierten Kaufpreis von sagenhaften 666 EUR zu Buche.
Wenn auch der Preis bei einer ansonsten als nicht Deluxe-Editionen-affin bekannten DSA-Käuferschaft sicherlich nicht gerade absatzförderlich war, waren es andere gewichtigere Gründe , warum von den Crafted Collectibles-Libern insgesamt (alle drei Editionen zusammen) damals nur max. (Anm.: Schätzung des Autors auf Basis diverser Gespräche) 15 Exemplare ihren Weg in den Markt fanden. Ich selbst weiß im Übrigen nur von fünf Personen neben mir, die überhaupt einen dieser limitierten Liber Cantiones besitzen.
Dass Design und Preis damals polarisierten, war weniger entscheidend für die geringen Verkaufszahlen. Vielmehr war es die banale Tatsache, dass Crafted Collectibles pleite gegangen war. Das lag im Übrigen weniger an diesem Lizenzprodukt – welches eher ein Beiwerk war –, sondern an der gescheiterten Finanzierung anderer, größerer Projekte.
Am Anfang stand bei Crafted Collectibles die charmante Idee, mit individualisierten und hochwertigen Buchprodukten in den Lizenzmarkt einzusteigen. Mit Marvel Comics, Lucasfilm (Star Wars und Indiana Jones) und DC Comics wurden tatsächlich auch hochkarätige Lizenzpartner gefunden – und die Lizenzen anbezahlt. Dafür wurden Kapazitäten aufgebaut und die ersten Prototypen seitens der Lizenzgeber abgenommen. Als es dann mit der Herstellung ernst werden sollte, ging dem kleinen Unternehmen auf die letzten Meter vor der Produktionsaufnahme die Luft aus – oder besser: der Geldfluss. Es folgte der Gang zum Gericht. Der Rest ist Geschichte.
Was am Ende bleibt von der schönen Idee sind die Liber Cantiones, die es noch in die Fertigung geschafft hatten. Es blieben die einzigen in Serie entstandenen Lizenzprodukte von Crafted Collectibles.