Das Rollenspiel-System Splittermond, die sozusagen „Eigenmarke“ des sympathischen Uhrwerk-Verlages, erhielt nach Erscheinen des Weltenbandes kurze Zeit später auch sein vollumfängliches Regelwerk.
Neben der regulären Ausgabe des Regelwerkes ist auch eine auf ca. 300 Exemplare limitierte Sonderausgabe in blauem Kunstledereinband erschienen. Doch sollte es kurze Zeit später noch zu einer weiteren Variante kommen. Dessen Geschichte, um etwas auszuholen, beginnt mit dem 01. April 2014. Und zwar damit, dass auch der Uhrwerkverlag sich an den alljährlichen, beliebten Aprilscherze-Tradition beteiligen wollte und im Zuge dessen eine speziell für Frauen gemachte Version des Splittermond-Grundregelwerkes ankündigte. Diese sollte in passender Analogie zum Baby-Blau für Jungs natürlich in pink erscheinen. Der gelungene Schabernack ist unten in seiner ganzen Länge einmal zitiert.
Aus dem Gag wurde irgendwann dann tatsächlich ernst, da die Resonanz der Splittermond-Spieler auf einen solche pinke Sonderedition nicht nur Erheiterung war, sondern auch konkretes Kaufinteresse. Auch wenn uns der Uhrwerk-Verlag einen Einband „aus pinkem Plüsch“ schuldig blieb, legte Uhrwerk dann wirklich eine Variante auf, die der blauen „limited edition“ komplett glich, jedoch anstatt in blauem dann in pinkem Gewand veröffentlich wurde. Die produzierten lediglich 75 Exemplare waren dann auch tatsächlich sehr schnell ausverkauft.
Zum Regelband wurde darüber hinaus eine auf 40 Exemplare limitierte Autorenausgabe aufgelegt, die an Mitarbeiter und Autoren (Ausnahmen von der Regel bestehen) als Anerkennung verteilt wurde. Hiervon waren allerdings nicht alle Ausgaben hellblau. Ein Teil der Bücher (ca. 15-20) wurden stattdessen in hellem pink produziert.
Das Pink dieser 15-20 Exemplare ist etwas dunkler als dasjenige der „normalen“ limitierten Auflage und hebt sich von dieser zudem durch eine ansprechende Musterung ab. Um den besonderen Charakter dieser Ausgabe zu unterstreichen, fiel die Wahl des Materials für den Einband auch nicht wie sonst üblich auf glattes Kunstleder, sondern auf einen weichen Umschlag mit einer samtenen Textur.
Der O-Ton des Aprilscherzes:
„Mit Splittermond bringt der Uhrwerk Verlag in diesem Jahr sein erstes eigenes Mainstream-Rollenspiel heraus. Der Verlag hat es sich dabei zum Ziel gesetzt, auch neue Zielgruppen anzusprechen und an unser aller geliebtes Hobby heranzuführen. Dieses Thema wurde auch auf dem Rollenspieleinsteiger-Workshop auf der HeinzCon vor wenigen Wochen angesprochen und dabei festgestellt, dass ein Großteil der potenziellen Kunden und Neueinsteiger von den aktuellen Spielen gar nicht erreicht wird: die Frauen.
Oft lassen sie sich offensichtlich von der Männerdomäne RPG aufgrund von Klischees, die teilweise leider auch nach wie vor bedient werden, abschrecken. Um dies zu ändern, arbeitet das Team von Splittermond an einer zweiten, leicht abgewandelten Version des bald erscheinenden Grundregelwerks, mit der erstmals in der Geschichte des deutschen Rollenspiels ein Produkt ausschließlich für Frauen konzipiert wurde. Damit möchte der Verlag ein Signal setzen und gegen den doch nach wie vor geringen Anteil an Spielerinnen vorgehen.
Das Buch wird sich dabei jedoch nicht nur optisch durch das komplett rosafarbene Layout absetzen, auch inhaltlich wird es einige Unterschiede geben, um potenziellen Spielerinnen Kaufanreize zu bieten. So wird es im Bestiarium etwa ein extra Unterkapitel zu Tiergefährten geben, in denen von dressierten Frettchen bis hin zu handzahmen Mini-Drachen allerlei niedliche wie nützliche Begleiter beschrieben und illustriert sind. Sogar Einhörner sollen in der Pink Edition nicht mehr nur als mächtige und fremdartige Wesen, sondern auch als Reittiere für die Abenteurerin von Welt angeboten werden. Generell kommt das rosa Regelwerk deutlich weniger düster und kämpferisch daher, die Manöverauswahl wird etwas abgespeckt zugunsten einer größeren Auswahl sozialer Interaktionen aus dem Bereich Verhandlung, Intrige und Unterhaltung. Manche Aktionen wie die „Der Tanz der 1000 Schleier“ etwa sollen nur von Abenteurerinnen durchführbar sein – männliche Charaktere müssen zumindest mit dramatischen Abzügen rechnen.
Auch die Waffenlisten werden reduziert und sich auf das Wesentliche konzentrieren, um stattdessen Platz für zusätzliche Gewändertafeln freimachen, die den Damen unter den Charakteren eine größere Auswahl der lorakischen Mode vorstellen – damit sich die weltgewandte Heilerin aus Selenia auch standesgemäß in Arwinger Blau kleiden und die farukanische Feuerruferin die passende Pfauenfeder zur ihrem Turban wählen kann. Für die modische Vargin von heute wird es sogar eine Selektion alchemistischer wie magischer Fellfärbemittel geben – wer will schon irgendwann seine liebgewordene Tarr-Sandläuferin in den Wüstensand beißen lassen, nur weil das Fell sein jugendliches Beige verloren hat?
Als weitere Besonderheit wird die Pink Edition zusätzliche Ausbildungen und Abstammungen enthalten, die nur von weiblichen Charakteren gewählt werden können. So können demnächst nicht nur „die Hebamme“ und „die Wanderhure“ gespielt werden (unter Vorbehalt; die Lizenzverhandlungen sind hierzu noch nicht abgeschlossen), sondern natürlich auch „die Tochter der Wanderhure“ als Abstammung gewählt werden.
Der Verlag plant natürlich, auch die rosa Splittermond-Linie in Zukunft mit weiteren Produkten zu featuren. So wird es als USP etwa Abenteuer geben, die nur von weiblichen Charakteren bespielt werden können. Das soll jedoch nicht bedeuten, dass männliche Spieler hier ausgeschlossen würden. Im Gegenteil ist das Splittermond-Team sehr darauf bedacht, das Spielen von „Crossgender“-Charakteren auch unter Männern zu fördern; auch Spieler sollen so dazu animiert werden, sich in starke Frauencharaktere hineinzuversetzen – „und damit ist explizit nicht die gut ‘gerüstete’ Priesterin einer ausschweifenden Fruchtbarkeitgöttin gemeint, die sich des nachts mit ihren Kolleginnen im Tempel vergnügt“, so Splittermond-Redakteur und Gender-Marketing-Stratege Uli Lindner.
Natürlich wird es auch von der Ausgabe in Rosa eine limitierte Edition geben, anders als das reguläre Grundregelwerk wird diese jedoch nicht in Kunstleder, sondern in pinkem Plüsch eingebunden sein. Zudem wird das Buch als kleines Extra noch ein DinA0-Poster des in der Frauenwelt besonders beliebten Ritter-Iconics Cederion enthalten – auf der Rückseite sogar ohne Rüstung. Ein absolutes MUSS für jede Sammlerin!
Weitere Merchandising-Produkte sind zwar noch nicht in der Produktion, der Verlag denkt jedoch über exklusive Pink Edition-Splittermondwürfel im Glitzerdesign nach. Verlagsleiter Patric Götz kann sich auch farblich passende Bleistifte vorstellen. ‚Aber auch Marketing-Kooperationen mit etablierten Produkten nur für Frauen, etwa mit dem Chio Chips- Produkt ‘Mädelsabend’, der Kinder Überraschung ‘Mädchen-Edition’ oder Coca Cola Light (‘für Ladies’), sind eine Überlegung wert. Erste Gespräche zum Thema ‘Der Rollenspielabend als Event für alle – Gender- und Cross-Marketing-Strategien der Zukunft’ wurden bereits aufgenommen und zahlreiche Workshops sind geplant. Wir betreten hier komplettes Neuland in der Rollenspiel-Vermarktung und dürfen uns vor keiner Idee von vornherein verschließen.’
Eure Nicole, Gleichstellungsbeauftrage bei Splittermond“