Siebenstreich-Spielbericht

Eine vergleichsweise Covid 19-sichere Beschäftigungsform ist definitiv das Tabletop. Die optimale Spieleranzahl ist nur „zwei“ und der 48 Zoll tiefe Spieltisch verhindert wirksam jegliches gegenseitiges „auf die Pelle rücken“. Wenn einem wie letzte Woche auch noch das Wetter wohl gesinnt ist, ist auch noch für guten Durchzug gesorgt. Und jeder einigermaßen abergläubische Spieler hat ohnehin seine eigenen Spielutensilien wie Maßband, Würfel, Laserpointer, etc. dabei.

Gespielt wurde letzte Woche +SIEBENSTREICH+. Die Kombattanten des Tages waren Bernhard Hennen und ich. Und das hier ist der Spielbericht dazu.

Vielleicht zuvor noch zum Spiel. +SIEBENSTREICH+ ist ein Tabletop, mit dem Scharmützel und Schlachten in der Welt von Das Schwarze Auge gespielt werden können. Passend zu +SIEBENSTREICH+ und zu DSA im Allgemeinen gibt es eine wunderbare, offizielle Miniaturen Reihe des kleinen sympathischen Publishers Westfalia Miniatures. Wer zum Einstieg mehr über die Miniaturen Reihe und das Spiel erfahren möchte, dem lege ich diesen Artikel von mir auf dem Portal Nandurion nahe: Rezension +SIEBENSTREICH+.

Siebenstreich Regelwerk Cover

„Aikar Mordrak hatte die Entweihung des druidischen Steinheiligtums von langer Hand geplant. Mit finsteren Ritualen brachte er Fäulnis über den heiligen Hain des Götzendieners – von den Glatthäuten aus Andergast Sume geheißen – und vergiftete die umliegenden Gewässer. Der Sieg war nur noch einen Handstreich entfernt, als sich die kleine Schar Orks im Morgengrauen durch die Wälder Angergasts in Richtung des Heiligtums stahl. Doch als sich die Nebel um das Heiligtum lichteten, wurden sie gewahr, dass die Andergaster dem Sumen zur Hilfe geeilt waren. Hauptmann Weidenbrücks Vorhut hatte bereits in der Nähe des Heiligtums Stellung bezogen. Der Tairach Schamane wusste, dass ihnen vor Eintreffen der Andergaster Verstärkung nur wenig Zeit bliebe, das Heiligtum in ihre Gewalt zu bringen.“

Der Schlachtplan

Innerhalb von 8 Spielzügen muss Häuptling Grauzahns Orkstamm den Tairach Schamanen lebend zu dem druidischen Heiligtum auf der Tischseite der gegnerischen Andergaster bringen. Gelingt ihnen dies nicht, würden die Andergaster siegreich sein. Auch die Andergaster mussten aber ihre Startaufstellung in gebührendem Abstand zum Heiligtum einnehmen, und sich somit eine komfortable Verteidigungsstellung erst erarbeiten.

Der Plan der Orks sieht vor, einen Teil der Fernkämpfer in der Nähe der Brücke Stellung beziehen zu lassen. Der andere Teil der Fernkämpfer soll im Offenen Feld dem Schamenen und seiner Horde Deckung bieten bis dieser in das Dunkel des Waldes eingedrungen ist. Im Schatten der Bäume würde er dann, gedeckt von Häuptling Grauzahn und seinen Getreuen, vorsichtig zum Heiligtum vorrücken.

Der Plan der Andergaster auf der anderen Seite ist es, mit einem kleinen Trupp Langbogenschützen im hohen Gras Deckung zu nehmen und von dort aus, die Orks mit ihren Pfeilsalven einzudecken. Der Hauptteil soll so schnell es geht in Richtung des Heiligtums vorrücken und dort vorteilhafte Kampfpositionen einnehmen (erhöhte Stellung hat z. B. bei +SIEBENSTREICH+ seine Vorteile).

Aufstellung und Schlachtplan

Aufstellung

Beide Seiten brachten jeweils knapp 20 Miniaturen auf das Schlachtfeld. Eine angenehme Truppenzahl für das Spiel von Westfalia. Die Mischung war ziemlich ausgewogen zwischen Standardtruppen, einem Zauberer und ein wenig speziellem „Zeug“.

Die Orks stammen weitgehend aus der Westfalia Miniaturenreihe. Aufgefüllt wurde mit Orks anderer Hersteller und in Teilen Pappaufstellern. Bei den Andergastern standen nur einzelne Charaktermodelle von Westfalia zur Verfügung. Die Andergaster werden erst im Frühjahr 2021 ausgeliefert. Bernhard hatte aber in seinem Fundus erstklassige Speerträger eines anderen Herstellers gefunden.

Grauzahns Orkstamm

  • 15 Stammeskrieger, davon 3 Veteranen
  • 1 Kriegsoger – ein echt zäher Kampfkoloss
  • 1 Tairach Schamane – mit einem Arsenal sinistrer Zauber
  • 1 Häuptling – mit einer großen Zweihandwaffe. Was sonst

Andergaster Miliz

  • 15 Wachen, davon 3 Weibel
  • 2 Arme Ritter – ausgerüstet stilecht mit Andergastern. Klar
  • 1 Druide – mit einer Reihe elementarer Beschwörungen und magischen Geschossen
  • 1 Anführer – mit schwererer Platte. Auf einem der Bilder unten werden DSA-Kenner übrigens eine auffällige Ähnlichkeit der Miniatur mit einer bekannten DSA-Persönlichkeit erkennen. Tatsächlich ist es so, dass die wirklich cool aussehende Miniatur Pate stand für die spätere Charakterzeichnung und nicht umgekehrt. Na, wer erkennt die Persönlichkeit?
Zuversicht auf Seiten der Andergaster

Schlachtenverlauf

Das Spiel von Westfalia beruht auf sogenannten Kampfhaltungen, die die Spieler zu Beginn einer Runde verdeckt wählen. Natürlich mussten sich die Orks für entweder ausgewogene oder offensive Kampfhaltungen entscheiden, um ihren Schamanen nach vorne zu bringen. Auf der anderen Seite wechselte Bernhard zwischen verteidigenden Haltungen und einer ebenso ausgewogenen Vorgehensweise. Jede Kampfhaltung hat so ihre Nebeneffekte, so z. B. dass bei einer offensiven Kampfhaltung die Bogenschützen eben nicht schießen können.

Plangemäß bezogen die Fernkampfeinheiten zu Beginn ihre Deckungen in den Hindernissen und beharkten sich gegenseitig mit ihren Pfeilen. Den Geschossen fiel immer wieder einmal ein Schreiter von jeder Seite zum Opfer. Unangenehm war leider, dass die Andergaster Langbogenschützen auch den Kriegsoger aufs Korn nahmen – natürlich mit seiner Größe auch ein einladendes Ziel. Und das eben auch noch mit Erfolg. Zwar gelang es ihnen nicht, seine dicke Haut zu perforieren, doch verlangsamten sie seinen Vormarsch so stark, dass er im wahrsten Sinne des Wortes nur noch der eigentlichen Streitmacht hinterher hinkte. Das ist das Schöne an dem Spielsystem: Getroffene Gegner sind nicht zwangsläufig ausgeschaltet, es gibt auch noch den Zustand „betäubt“. Hierdurch wird ein Gegner „lediglich“ handlungsunfähig und muss sich erst einmal sammeln. Das führt dazu, dass man Gegner vielleicht nicht vom Spielfeld bekommt, aber sie mit etwas Geschick so aus taktischer Sicht aus der Schlacht ausschalten kann.    

Die Orks erkannten früh, dass der Sume eine echte Gefahr darstellt. Immer wieder manifestierte er sich in den Reihen der Orks als Alpgestalt und sorgte dafür, dass sie die Flucht ergriffen. Natürlich, sie konnten sich wieder sammeln, aber hier in diesem Spiel ging es darum, dass sich die komplette Streitmacht bedingungslos nach vorne werfen muss, um am Heiligtum Fuß zu fassen. Und so fokussierten sich die Bogenschützen irgendwann auf den Sumen. Und tatsächlich, in der 4. Runde gelang ihnen der Luck Shot und der Sume brach mit Pfeilen gespickt röchelnd in sich zusammen.

Noch ist gute Laune auf dem Hügel – nein, eigentlich sieht es so aus:
Grimmige Entschlossenheit unter dem Andergaster Haufen

Der Tod des Sumen war ein taktischer Rückschlag, machte die Andergaster Miliz aber nur noch entschlossener. Mit grimmigem Zorn in ihren Mienen erklomm ein kleiner Trupp zu allem Entschlossener das Heiligtum, den Ansturm der Orks erwartend. Diese rückten im Schutz der Bäume auch weiter voran – leider ohne die Deckung des Kriegsogers. Der kleine Trupp Orks um den Schamanen war schon kräftig dezimiert, da gelang dem Schamanen endlich ein finsteres Großritual. Wie aus dem nichts erhoben sich zwei der gefallenen Stammeskrieger als Untote, erfüllt vom Durst nach dem Blut der Lebenden. Hierdurch gestärkt nahm der Vormarsch wieder Schwung auf.    

Da gefriert das Blut in den Adern – Tairachs erweckte Diener

Der 8. Spielzug musste für die Orks die Entscheidung bringen. Noch keiner der ihren hatte sich bislang an dem Heiligtum festsetzen können. Es waren aber jetzt fast alle des vorrückenden Trupps in Reichweite, sodass die Orks die Kampfhaltung Sturm wählten. Mit Kriegsschreien auf den Lippen rannten sie voraus auf den Hügel mit dem Heiligtum. Die Andergaster ihrerseits riefen die Göttin des Krieges um Hilfe an und stellten sich den Orks mit dem Mut der Verzweiflung entgegen. Allerdings hatten sie den Orks nichts wirksames entgegenzusetzen, es waren noch einfach zu viele, die aus dem Wald hervordrangen. Ein in Raserei versetzter Orkkrieger (eine ihrer Sonderregeln) gelang es am Ende sogar, mit seiner Axt den Hauptmann der Andergaster zu enthaupten. In diesem letzten Spielzug gelang es den Andergastern nicht, die Orks, und insbesondere den Schamenen, vom Hügel zurück zu werfen. Die Orks obsiegten an diesem Tag, über dem Heiligtum färbte sich für einen Moment die Sonne blutrot.  

Die Orks stürmen aus der Deckung
Entsatz des Hügels
Last Stand

Links

Rezension auf Nandurion

Kickstarter Seite zum Spiel mit Late Pledge

Westfalia Website

Westfalia Miniaturen im F-Shop