Aus der Marke Das Schwarze Auge entstanden schon viele ungewöhnliche Lizenzprodukte wie Fußmatten, Badetücher oder Bierhumpen. Man möchte also meinen, dass einen nur noch wenig überraschen könnte. Eine solche Überraschung war dann aber definitiv die Eröffnung eines Escape Rooms, der Das Schwarze Auge zum Thema hatte.
Als 2018 Das Wirtshaus zum Schwarzen Keiler in Kaufbeuren seine Pforten öffnete, war meine Neugierde sofort geweckt und ich wollte dort irgendwann einmal hin. Als ich Anfang 2019 bei einem Besuch im Orkenspalter TV Studio zufälligerweise eine physikalische Urkunde dieses Escape Rooms an der Wand hängen sah, wollte ich nicht nur hin: nun musste ich sogar. Denn eine solche Trophäe durfte im DSA Museum unter keinen Umständen fehlen.
Als ich mich mit Frau Grolm an meiner Seite auf die Reise gen Süden machte, ahnte keiner von uns, was uns erwartet. Weder hatten wir zuvor an einem Escape Room teilgenommen noch hatten wir uns im Internet vorher schlau gemacht, wie denn so etwas grundsätzlich funktioniert. Wir waren also der lebende Beweis, dass dieses Wagnis auch blauäugig an die Sache herangehende Anfänger eingehen können. Am Ende schafften wir das „Wirtshaus“ dann sogar in der Regelzeit, und das auch, ohne mehr als etwa eine Handvoll Hinweise zu benötigen.
Etwas knackiger war dann Der Wald ohne Wiederkehr in Gilching. Normalerweise ist dieser Raum nur für Gruppen ab drei Spieler, aber Manuel – einer der beiden Geschäftsführer der verantwortlichen Firma „Countdown“ – machte für uns netterweise eine Ausnahme und ließ uns zu zweit den „Wald“ erkunden. Trotzdem wir nur ein Zweierteam bildeten haben wir das komplette Programm des Raums pflichtgemäß abgearbeitet.
Der „Wald“ hat es wie gesagt definitiv in sich und so nimmt es nicht wunder, dass wir – eben nur zu zweit – die Regelzeit des Raums am Ende gerissen hatten. Dem Spielspaß hat dies aber an keiner Stelle einen Abbruch getan. Zumal wir – gleichwohl wir in den Räumen letztlich doch ehrgeiziger ans Werk gingen (was so ein kleiner Push dann doch ausmacht) als wir uns das anfänglich zugetraut hätten – auch nicht unbedingt auf wettkämpferische Höchstleistungen aus waren.
Neben dem Aspekt der „Challenge“ war für uns ebenso wichtig das aktive Erleben und Wahrnehmen der beiden Räume. Und hier war ich total positiv angetan, denn entgegen dem, wie ich mir solche Escape Rooms vorgestellt habe, waren die Räume wirklich sehr liebevoll und ausgesprochen durchdacht umgesetzt worden. Auch der Umgang mit dem Thema der alten DSA-Abenteuerklassiker war erstaunlich schlüssig und passend.
Es ist nicht so, dass man die Abenteuer von Anfang bis Ende als Escape Room durchspielt, sondern man befindet sich in einem (oder mehreren Räumen), die den ikonischen Schauplätzen der jeweiligen Abenteuer entsprechen könnten. Der Ablauf des Escape Rooms selbst beruht dann auf dem Versatz einzelner Abenteuerabschnitte zu einer „Story“ und der Verarbeitung ausgewählter Elemente zu trickreichen Rätseln und Herausforderungen. Damit ist aus meiner Sicht auch der Spagat gelungen, ein Erlebnis zu schaffen, was sowohl DSA-Fans also auch solche Besucher zufrieden stellt, die „einfach nur“ einen Fantasy-Raum durchspielen möchten. Während letztere Gruppe ohne Einschränkung eine spannende Fantasy-Geschichte erleben wird, dürfen sich DSA-Fans als Bonbon (aber eben auch nur das – und das ist ziemlich gut so) zusätzlich an einer Menge von Wiedererkennungseffekten und „Ostereiern“ erfreuen.
Das Innehalten und in Erinnerung schwelgen an so manches Anekdötchen aus den alten DSA-„Schinken“ hat uns im Übrigen tatsächlich ein paar Minütchen gekostet. Ziemlich genau wahrscheinlich die Zeit, die man nämlich gewinnt durch sein DSA-Hintergrundwissen. Denn an etwa zwei Stellen in den Räumen – mehr ist es dann nämlich fairerweise zu „normalen“ Besuchern auch wieder nicht – kann man schon ein wenig Zeit einsparen durch seine Vorkenntnisse bzw. sein Kontextwissen: weil man eben nicht auf Hinweise an den entsprechenden Stellen angewiesen ist und an diesen Punkten dementsprechend etwas weniger herumrätseln muss. In Summe handelt es sich aber nur um wenige gesparte Minuten, sodass dies nicht wahnsinnig ins Gewicht fällt.
Leider habe ich (noch) keine Vergleichsmöglichkeiten mit anderen Escape Rooms, sodass mir ein Urteil, ob die Räume nun eher schwerer oder leichter sind, verständlicherweise nicht so gut möglich zu fällen ist. Ich ließ mir aber sagen, dass der „Wald“ eher zu den ambitionierteren Räumen zählt und das „Wirtshaus“ etwa im Mittelfeld liegen könnte. Beide sind aber – spätestens mit ein wenig Hilfe von außen – absolut für blutige Anfänger machbar.
Abgesehen vom Schwierigkeitsgrad kennzeichnet die Räume, dass sie einen angenehmen Flow haben. Man kommt selten ins Stocken und alles fügt sich relativ dynamisch über die Zeit zusammen. Weil die Raumelemente mit einer logischen Geschichte verknüpft sind, erkennt man sehr schnell, wenn Kombinationsstücke noch fehlen, sodass man sich recht selten an bestimmten Rätseln verzettelt, die man zum gegenwärtigen Zeitpunkt einfach noch nicht lösen kann.
Was mir auch noch positiv auffiel: Die Escape Rooms sind einwandfrei organisiert. Vorher, währenddessen und nachher gibt es stets einen netten Kümmerer, der alles regelt. Selbst als wir im „Wald“ einmal kurz durchatmen mussten, bekamen wir flink ein Glas Wasser hereingereicht.
Nach getaner Arbeit hielt ich dann die beiden ersehnten Trophäen in den Händen: den „Gnadenerlass“ des Baldur Greifax Grotho von Gratenfels aus „Das Wirtshaus zum Schwarzen Keiler“ und „König Kasimirs Schriftrolle“ aus „Der Wald ohne Wiederkehr“. Beide Urkunden sind insofern eine tolle Erinnerung, weil sie über ein Polaroid Foto und den Teamnamen personalisiert sind.
Diese beiden Artefakte für das DSA-Museum bereiten mir in vielerlei Hinsicht eine besondere Freude. Zum einen hatte ich hierüber die Möglichkeit, den Eigentümer der Escape Rooms Manuel kennenlernen zu dürfen, der ein ausgesprochen humorvoller und klasse Kerl ist, und zum anderen war dies der notwendige Motivator, endlich auch einmal das kleine Abenteuer Escape Room zu wagen. Ich kann sagen: es war definitiv nicht mein letzter – auch wenn der nächste Besuch in einem Raum zwangsläufig nichts mit Das Schwarze Auge zu tun haben wird (es gibt bislang nur die beiden hier genannten). Und zu guter Letzt sind mir diese beiden DSA-Museumsstücke eine besondere Freude, da ich bei ihnen das besondere Gefühl habe, sie mir im wahrsten Sinne des Wortes echt erarbeitet zu haben.
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…simmt so nicht. Das Schiff der verlorenen Seelen war ja schon wieder DSA 😀
…stimmt…
Richtig. Dort gab es aber keine Urkunde.