Bei der Basiliusprüfung handelt es sich – außeraventurisch gesprochen – um ein interaktives Gruppenspiel, welches erstmalig auf dem Kaiser Raul Konvent 2018 offiziell ausgerichtet wurde. Damals nahmen fast alle 100 Besucher des KRK teil. Nur leider nicht ich, da ich in einer parallel laufenden Runde Aventuria gebunden war.
Als die Basiliusprüfung auf der Ratcon 2019 in Berlin erneut ausgerufen wurde, sollte am Ende doch noch einmal meine Chance kommen. Und so war ich einer von 12 Spielern, die sich am Con Sonntag in einem atmosphärischen Loft des Veranstaltungsortes „Station“ Berlin einfanden. Die Spielerzahl 12 passte wie durch glückliche Fügung genau. Nicht nur weil sie den heiligen Zwölfen zum Wohlgefallen gereicht, sondern weil es vor allem eine Punktlandung im Hinblick auf die optimale Teilnehmerzahl war, da das Spiel war nämlich für exakt 12 Magier Fraktionen vorgesehen ist. Diese 12 Fraktionen intrigieren darum, ihre Kandidaten im sogenannten Gremium Honoris zu platzieren, welches im Rahmen der Basiliusprüfung über den Aufstieg von Magiern in den Rang eines Erzmagiers befindet.
Jeder Mitspieler – und damit Vertreter einer Fraktion – erhielt einen Umschlag mit einer Spielanweisung (im Umfang einer DIN A4 Seite) und fünf Ressourcenkarten. Jeder Mitspieler – und damit Vertreter einer Fraktion – erhielt einen Umschlag mit einer Spielanweisung (im Umfang einer DIN A4 Seite) und fünf laminierten Ressourcenkarten. Die Ressourcenkarten waren ca. DIN A5 große farbige Karten, auf deren Vorderseite jeweils der Ressourcenname zu finden war und auf der Rückseite ein Ingame Text mit informativen Hintergründen zu der Ressource.
Ich selbst gehörte zur Fraktion der „Neutralen Schwarzmagier“, was mich sehr freute, denn mit dieser Ausrichtung der Magie konnte ich mich schon mal hervorragend identifizieren. Das Ziel des Spiels war es, durch geschicktes Tauschen möglichst viele der unter den Fraktionszielen aufgeführten Ressourcen zu erlangen. Dass die gesuchten Ressourcen natürlich nicht denen entsprechen, über die man zu Spielbeginn verfügt, ist glaube ich hier müßig zu erwähnen. Es wurde darüber hinaus darauf hingewiesen, dass es sich natürlich um ein Intrigenspiel handelt und abseits der offensichtlichen Ziele auch noch andere entscheidende Aspekte eine Rolle spielen könnten. Diese Aspekte waren letztlich in den Ingame Texten auf der Rückseite der Karten zu finden.
Die schon vor Beginn absehbare kleine Herausforderung war natürlich, dass einem die Eigentümer der gesuchten Ressourcen nicht bekannt waren. Und hat man sie im Laufe des Spiels identifiziert, war die Freude darüber nur von kurzer Dauer. Denn die Ressourcen blieben nicht stationär, sondern wechselten im Rahmen der Tauschaktivitäten munter die Besitzer. Wer also in diesem Spiel die Nase vorn haben wollte, musste nicht nur schnell sein, sondern durchaus auch einen verdammt guten Überblick behalten. Dieser war auch deswegen vonnöten, weil sich manche der Ressourcen nur über einen Kettentausch erlangen ließen. Diesen kleinen Tipp gab die Spielleitung ebenfalls noch zu Anfang mit.
Nachdem Niko Hoch in seiner Rolle als Spielleiter die 12 Umschläge zufällig verteilt hatte, lief für die Teilnehmer die Uhr. In 30 Minuten galt es, die vier gesuchten Ressourcen zu erlangen und: im Idealfall selbst noch weitere Ressourcen übrig zu behalten, die für den Fall des Gleichstands das Zünglein an der Waage sein mochten.
Nachdem der Startschuss gefallen war, brach sogleich ein munteres Durcheinander wie auf einem tulamidischen Bazar los. Jeder suchte, feilschte und tauschte, dass es dem Herrn Phex eine wahre Freude gewesen wäre. Die ersten drei Ressourcen hatte ich tatsächlich schnell beieinander. Kopfzerbrechen bereitete mir lediglich der „Einfluss auf die neueste Revision der Kleiderordnung im Codex Albyricus“, denn diese Ressource war dummerweise nur einmal im Spiel, wie ich rasch feststellte. Und wie es das Schicksal wollte, hatte die Person mit der gesuchten Ressource sich diese eine Nasenlänge vor mir selbst ertauscht gehabt. Denn der entsprechende Collega hatte ausgerechnet „meine“ Ressource ebenfalls auf der Suchliste. Ich konnte mich noch nicht einmal so richtig darüber ärgern, da mein Konkurrent um den „Einfluss“ war der geschätzte und sympathische Kollege Felixilius von Nandurion war.
Mein vermeintlicher Trumpf war immerhin, dass ich mit den „Wählerstimmen für die Wahl des Convocatus Primus der schwarzen Gilde“, etwas in der Hand hatte, was Felixilius für sein volles Quartett benötigte. Ich selbst wäre bereit gewesen, meine „Wählerstimmen“ herauszugeben, da diese eine meiner „übrigen“ Ressourcen waren, allerdings war nachvollziehbarerweise Felixilius nicht zur Herausgabe seines „Einflusses“ zu bewegen. Es wäre für ihn ein Sullsummenspiel gewesen.
Und so war ich dann schnell mit meinem Bosparano am Ende und machte Niko nach bereits fünf Minuten meine Aufwartung mit drei eingefahrenen Zielressourcen: ohne eben leider eine Perspektive auf die entscheidende vierte. Niko erklärte aber anlässlich meines und auch anderer früher Rückgabewünsche noch mal ausdrücklich, dass das Spiel durchaus so konzipiert ist, dass viele nicht eine vierte Ressource würden finden können. Denn es war eine Reihe von Ressourcen im Spiel, die – Schwierigkeit Nummer 1 – nur singulär vorkamen und – Schwierigkeit Nummer 2 – auch noch von gleich zwei Fraktionen und nicht nur einer gesucht wurden. Eine Ressource war sogar im Umlauf, der gleich drei Fraktionen hinterher jagen mussten. Mit einem wissenden Lächeln und nebulösen Andeutungen ermunterte Niko also alle noch mal zum Weiterspielen und durchaus noch das ein oder andere Geschäft zu probieren.
Also stürzte ich mich wieder zurück in das Lolgramothsche Chaos und versuchte mein bestes. Leider hatte sich mein Status Quo gefühlt nicht verändert, ich brauchte immer noch die Karte von Fexilius. Und weitere Perspektiven erkannten ich oder andere auf den ersten Blick auch nicht. So fasste ich den Entschluss, in einem Akt der Ratlosigkeit gepaart mit Selbstlosigkeit, Collega Fexilius zum Gewinner zu küren zu wollen, indem ich bereitwillig meine „Wählerstimmen“ abgab. Allerdings wollte ich nicht ohne einen würdigen Tausch vom Feld gehen und erfeilschte mir aus Prinzip ganze drei Ressourcen für die „Wählerstimmen“, die mir Fexilius – unter anderem mit einem abenteuerlichen Kettentausch – organisierte. So sollte ich am Ende vielleicht nicht im Reigen derer stehen, die ihre vier Ziele erreichten, so doch aber derjenige sein, der die meisten Ressourcen hat. Einen kleinen Triumph wollte ich als Grolm schon noch haben.
Am Ende wurden von Niko gleich drei Personen verkündet, die ihre vier Ziele erreichen konnten. Bevor es aber zur Kür des Gewinners ging, offenbarte er weiterhin, dass in diesem Spiel auch besondere Hinweiskarten eine Rolle gespielt haben, Hinweise nämlich auf ein besonderes Sphärenereignis. Zu meiner Überraschung verfügte ich am Ende über drei der in Summe sechs (ich glaube, es waren nur so wenige) im Spiel zirkulierten Hinweise (die Karten enthielten rückseitig wie gesagt sprechende ingame Erklärungen): Es waren:
- Hinweis auf den Wahren Namen eines gehörnten Dämons aus dem Gefolge Amazeroths
- Hinweise auf ungewöhnlich erhöhte Astralflüsse der „Sternentreppe“
- Günstige Sternenkonstellation für Sphärenreisen
Diejenige Fraktion mit den meisten Hinweisen war dann auch diejenige, die das Sphärenereignis erleben und „Die Botschaft eines Menacoriten“ entgegennehmen durfte, die im Folgenden im Wortlaut einmal wiedergegeben sei:
Mit einem grauen Wabern öffnet sich ein Portal in den Limbus. Ein verhüllter Menacorit tritt hervor und verkündet euch, die ihr so viele Hinweise vereint habt: „Das Sphärengefüge wurde durchbrochen und etwas, das die Dritte Sphäre noch nie sah, ist nun Teil von ihr.“ Dann verschwindet das mysteriöse Ordensmitglied wieder ebenso plötzlich, wie es auftauchte, und lässt euch mit der neugewonnenen Erkenntnis allein.
Worauf hier angespielt wird, kann ausführlich in dem kleinen Film über die Zusammenkunft des KRK 2018 nachgeschaut werden. Nur so viel sei an dieser Stelle gesagt, Nahema hat ein Tor in die 2. Sphäre geöffnet und ein Teil des sagenumwobenen Urelements Sumuryl auf Dere geholt. Diese spektakuläre Nachricht erreicht die Gäste des Allaventurischen Konvents und gibt Anlass zu einer Fülle weiterer Spekulationen.
Die Suche nach den Hinweisen hatte jedoch auch noch eine andere Folgewirkung, und zwar eine für den Spielausgang der Basiliusprüfung. Diejenige Fraktion mit den meisten Hinweisen bekam einen Bonuspunkt auf ihre Zielerreichung. Sodann waren es nämlich nicht mehr nur drei Parteien mit 4 Punkten, sondern mit mir derer gleich vier. Und nun wurde in diesem Fall des Gleichstands die Regel angewandt, dass dann die „übrig behaltenen Ressourcen, die nicht zum Ziel der Fraktion gehören“, entscheiden. Und das war dann wegen des großen Tauschgeschäfts (welches mich auf in Summe auf 7 Ressourcen brachte) mit Abstand letztlich die durch mich repräsentierte Fraktion. Was für eine Wende und spektakuläre Überraschung, ich habe mich wirklich gefreut. Insbesondere, weil die kleine Selbstlosigkeit am Ende auch ihr Gutes hatte – eine eigentlich fast nette Moral.
Der Hauptgewinn des Spiels war eine auf nur 100 Exemplare limitierte blaue Ausgabe des „Aventurisches Pandämonium“. Ich bat die Ulisses Jury, von dem Preis zugunsten Felixilius zurücktreten und stattdessen das laminierte Kärtchen „Die Botschaft des Menacoriten“ als Andenken behalten zu dürfen. Diesem Ansinnen wurde nach Beratschlagung dankenswerterweise stattgegeben (das Spielmaterial würde eventuell noch gebraucht werden). So hatte ich nicht nur etwas fürs DSA-Museum, es fühlte sich so auch irgendwie richtig an. Denn meines Empfindens nach gebührte in gewisser Weise auch Felixilius der Preis – er war schließlich als erster mit seinen vier Ressourcen fertig. Und das andere war, dass Felixilius das blaue „Pandämonium“ wirklich noch benötigte und es schade gewesen wäre, wäre es nun so an ihm vorbeigezogen.
Im „offiziellen“ Spielausgang des KRK 2018 waren es übrigens, das sei der Vollständigkeit halber noch erwähnt, (leider) nicht die Neutralen Schwarzmagier, sondern die Konservativen Schwarzmagier und die Liberalen Weißmagier, die als Sieger aus der Basiliusprüfung hervorgingen.
Pingback: DSA-Museum: Die Basiliusprüfung – Nuntiovolo.de
Hallo Grolm,
als Vertreter der – wenn ich mich richtig erinnere – liberalen Weißmagier in Berlin, war ich ja „eigentlich“ Zweitplatzierter bzw. hatte nach wildem Basargefeilsche als Zweiter alle meiner Ziele erreicht, so dass die geplante Expedition genehmigt, finanziert usw. war. Dass der Menacorit schließlich dafür gesorgt hat, mich auf den „dritten Rang abstürzen“ zu lassen, hat mich dann doch einigermaßen gefuchst … Trotzdem auf diesem Wege Glückwünsche zum Sieg und deiner Beute 🙂
Hast du eigentlich Kopien der anderen Karten auch bekommen? Wäre neugierig mir das Ganze nochmal in Ruhe durchzulesen, auf der Berlin/RatCon habe ich das leider versäumt.
Aventurische Grüße, Horadan